© Frau Stricker

Jan 4

Flipped Classroom in der Grundschule und Blended Learning - geht das?

Liebe Lehrkräfte,

ein Flipped Classroom Modell, als Teil des Blended Learning Konzepts, ist auch in der Grundschule umsetzbar. Mithilfe dieses Modells, könnten Kontakte gesenkt, Beziehungen gepflegt und Lernbegleitung ermöglicht werden.

Wie kann das gelingen?

Grundsätzlich gibt es sicherlich immer auch SchülerInnen, die in der Schule am besten aufgehoben sind. Das möchte ich keinesfalls in Abrede stellen. Für diese Kinder gilt es ggf. individuelle Lösungen zu finden. Für die meisten Kinder ist jedoch möglich, Lernen und Lernbegleitung zu verändern.

Im Rahmen des Klassenlehrerprinzips wäre folgendes Konzept/ folgende Struktur denkbar:

-> Teilung der Klasse in zwei feste Lerngruppen

-> Präsenzunterricht für jede Lerngruppe als Lernbegleitung für offene Fragen und Hilfestellungen zwei mal pro Woche (nicht zu verwechseln mit Unterricht im Gleichschritt)

-> digitale Betreuung, Unterricht und Lernbegleitung

Konkret könnte eine Umsetzung so aussehen:

Der Klassenlehrer/ die Klassenlehrerin ist für jede Gruppe an 2 Tagen pro Woche für zwei Schulstunden vor Ort in der Schule (= 8 Stunden/Woche). Diese Zeit kann genutzt werden für individuelle Reflexionszeit, Klärung von Fragen und Unterstützung zum selbstständigen Lernen. Die übrige Zeit findet Unterricht digital und online statt. Hierunter ist jedoch nicht zu verstehen, dass man die Kinder viele Stunden vor einen PC setzt, sondern beispielsweise jeden morgen mit einem digitalen Begrüßungsteil begonnen wird, in welchem die Lernziele des Tages/der Woche gesetzt und besprochen werden. Die Lernziele wiederum halten die Kinder in ihren Lerntagebüchern fest. Hier kann und sollte nach Bedarf Differenzierung stattfinden. Kinder, die gerne frei schreiben, sollten dies auch tun dürfen, Kinder, denen dies noch sehr schwer fällt, können beispielsweise eine Struktur vorgegeben bekommen, so dass es ihnen möglich wird, ihre Lernziele transparent zu notieren. An diese Phase schließt sich die Fragerunde an, Klärung von Materialien und Nutzung dessen, technische Fragen usw. Im Anschluss beginnen die Kinder mit ihrer selbstständigen Arbeit (Phase des selbstständigen Arbeitens), die selbstverständlich auch digital betreut werden kann, falls es nötig ist. Auch kooperative Lerngruppen, digital umgesetzt in Breakout Räumen ist denkbar. So können sich die Kinder gegenseitig unterstützen. An diese Phase schließt sich ein digitales Reflexionsgespräch an, welches in Kleingruppen, aber auch mit der gesamten Klasse stattfinden kann. So ist zu jedem Zeitpunkt sichergestellt, dass es um das Lernen geht, eine pädagogische Leistungskultur verfolgt wird. Jedes Kind arbeitet in seinem individuellen Tempo und erhält die Unterstützung, die es benötigt. Die Lerntagebücher dienen als Reflexions- und Gesprächsgrundlage für die Präsenzzeit. Anhand der Tagebücher kann den Kindern ihre geleistete Arbeit transparent gemacht, können Stolperstellen aufgedeckt und Probleme erkannt werden.

Für Wissensinput (ähnlich dem Frontalunterricht aus dem Präsenzunterricht) eignen sich kleine Lernvideos, die die Kinder nach Bedarf mehrfach anschauen können. Dies hilft den Kindern zum besseren Verständnis und entlastet die Lehrkräfte, so dass mehr Zeit für individuelle Betreuung entsteht. Die Lernvideos dienen zudem als Einführung in ein neues Thema, Vertiefung oder als Festigung.

Im Rahmen des Beitrags ist ein ausführlicherer Bericht meines Erachtens wenig sinnvoll. Ich habe meine Klasse auf diese Weise unterrichtet und war trotz anfänglicher Skepsis und Abwehr fasziniert von den Fähigkeiten der Kinder. Eine individuelle Anpassung an die Bedürfnisse der Kinder ist für mich selbstverständlich und lässt sich auch digital individuell gestalten. Digitaler Unterricht ist kein Nachahmen von Präsenzunterricht. Es bedarf eines Umdenkens und einer veränderten Lernkultur, die aus meiner Erfahrung sehr kindgerecht ist.

Gerne stehe ich für Fragen zu Verfügung. Schreiben Sie mir hierfür eine Mail an: christiane.stricker@gsvhessen.de

Herzliche Grüße

@Frau Stricker

weiterführende Links:

  • https://journals.ub.uni-koeln.de/index.php/k_ON/article/view/12/267

  • https://schule-in-der-digitalen-welt.de/unterrichtsentwicklung/

  • https://digilehre.zflkoeln.de/eteaching-expert/weiterfuehrend/datenbanken-anwendungen-tools/

  • https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4246

  • https://www.digitalisierung-bildung.de/

  • https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Digitale-Welt/digitale-bildung-der-schluessel-zu-einer-welt-im-wandel.pdf?__blob=publicationFile&v=8

  • https://unterrichten.digital/2020/10/25/blended-learning-online-unterricht/#Ziel_Ubergang_zwischen_Corona-Szenarien_moglichst_niedrigschwellig_und_nahtlos_gestalten

Ein Video zum Flipped Classroom Modell

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=kDv9wK2ZwhA&feature=youtu.be

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