Schüler/innen werden zu Produzenten - Risiken und Chancen - oder einfach nur die Realität,
die es zu akzeptieren gilt und für die es pädagogische und didaktische Konzepte bedarf? Grundsätzlich ist es nötig, dass sich Lehrkräfte, wenn sie sich mit ihren Schülern auf die Reise in die "Social Media Welt" begeben, umfassend selbst bilden und gemeinsam mit ihren Schülern lernen müssen. Es ist ein neues Phänomen, dass Lehrkräfte etwas lehren sollen, was sie voraussichtlich schlechter beherrschen als ihre Schüler selbst. Jedoch bietet auch gerade dieses Phänomen Chancen, z.B. für Schüler die Einsicht, dass Wissen etwas ist, das Menschen nicht einfach haben, sondern dass sie sich dafür anstrengen müssen, dass Lehrkräfte nicht alles wissen und wissen können, dass es ggf. ein gemeinsamer, „sozialer“ Weg sein kann, sich Wissen anzueignen und Kompetenzen zu entwickeln, das Fehler dazu gehören und gemacht werden und man daraus Lernchancen erhält usw.
Beschäftigen wir uns nun mit dem Web 2.0:
Unter Web 2.0 wird keine grundlegend neue Art von Technologien oder Anwendungen verstanden, sondern der Begriff beschreibt eine in sozio-technischer Hinsicht veränderte Nutzung des Internets, bei der dessen Möglichkeiten konsequent genutzt und weiterentwickelt werden. Das Web 2.0 ist sozusagen eine Evolutionsstufe des World Wide Web und dient nicht nur der Verbreitung von Informationen, sondern beteiligt die User. Genau hier setzt auch mein Projekt für die Schüler/innen an. Ich möchte sie beteiligen. Dies wird in Form eines Wikis geschehen. Ich werde mich zunächst im Rahmen eines Elternabends mit den Eltern meiner Schüler/innen auf eine Reise der Möglichkeiten begeben, um auszuloten, was sie als Eltern zulassen können und wollen. Ohne die Beteiligung und den Zuspruch der Erziehungsberechtigten, erscheint es mir unmöglich, mit Grundschülern einen Wiki zu gestalten bzw. zu veröffentlichen. Ich habe mich bewusst für einen Wiki entschieden, weil diese Form der Teilhabe am Web 2.0 mit den wenigsten Risiken für die Schüler/innen verbunden ist, jedoch mag ich mich auch täuschen? Dann wird sich im Rahmen der weiteren Arbeit ggf. meine Meinung hierzu ändern. Ich bin für jedwede kritische Auseinandersetzung dankbar und werde sie gerne in meine Arbeit einfließen lassen.
Was habe ich vor:
Wiki auf der Homepage der Schule zum Thema: Mein Lieblingsbuch im Schuhkarton
Wie kam ich dazu?
Ich stellte fest, dass die Schüler/innen meiner Klasse mit großer Freude die wöchentliche Aktion: "Buchvorstellung" annahmen und sich zu großer Zahl in die von mir ausgehängte Liste eintrugen, um "mein Lieblingsbuch" im Rahmen des Montagmorgenkreises vorzustellen. Jedoch konnten die Schüler gar nicht so schnell wie sie sich zur Verfügung stellten, von mir aus Zeitmangel berücksichtigt werden. Daher entwickelte ich hieraus die Idee, dass die Kinder ihr Lieblingsbuch im Schuhkarton präsentieren dürfen. Wir werden einen Museumsgang hierzu entwickeln, in welchem jedes Kind Experte für sein Buch wird. Die Beschreibung der Bücher werden wir veröffentlichen und die Möglichkeit bieten, sich zu den Büchern zu äußern. So entsteht für eine Altersgruppe - 3. Klasse - ein Pool an interessanten Büchern, die andere Kinder anregen kann, sich mit diesen Büchern zu beschäftigen, Leseanregungen zu bieten, Literale Kompetenz zu entwicklen, ihre Lesefähigkeiten zu fördern und verbessern. Ich werde mich an der Idee des Bildungsservers Berlin-Brandenburg zum Thema: Lesekiste orientieren. Gerne möchte ich auch kleine Podcasts oder Minifilme zu den Buchvorstellungen anfertigen. Hieraus wird eine Minibibliothek entstehen, die wir jedoch aus Datenschutzgründen nur schulintern veröffentlichen werden.
Nach folgender Anleitung werden die Bücher vorgestellt werden:
Handlungsanweisung für die Kinder (Idee nach: Knobloch, Jörg (Hrsg.): Das Geheimnis der Lesekiste 1, Reihe: Praxis Lesen. AOL-Verlag, Lichtenau 2001 Ders.: Das Geheimnis der Lesekiste 2, Reihe: Praxis Lesen. AOL-Verlag, Lichtenau 2001)
So stellst du dein Buch mit Hilfe deiner Lesekiste deiner Klasse vor:Zeige dein Buch, nenne Titel und Autor(in). Präsentiere deine noch ungeöffnete Lesekiste. Bitte deine Mitschüler(innen) zu überlegen, worum es in dem Buch wohl gehen könnte.Gib eine Leseprobe deines Buches. Lies den Abschnitt vor, in dem dein erster Gegenstand vorkommt. Übe vorher deinen Lesevortrag.Öffne nun deine Lesekiste. Erzähle den Buchinhalt mit Hilfe deiner Gegenstände. Achte darauf, dassdeinen Mitschülerinnen und Mitschülern der „rote Faden“ des Buchinhalts deutlich wird. Bereitedich auf diesen Vortrag vor.Bitte deine Mitschüler(innen) nachzufragen, falls sie etwas nicht ganz verstanden haben oder sie sich noch für weitere Informationen zum Buch interessieren.Bewerte dein Buch am Ende deiner Präsentation. Verteile jeweils 1-5 Punkte für Lesespaß, Spannung, Verständlichkeit, persönliche Bedeutsamkeit und Layout. Begründe deineBewertungen.Nun hast du deine Lesekiste vorgestellt. Wie ist dir die Präsentation gelungen? Schätze dich mit Hilfe des Einschätzungsbogens II ein. Bitte auch eine Partnerin/einen Partner um eine Einschätzung.
Bereits bei der Findung interessanter Bücher wäre es denkbar, das Internet zu nutzen, um nach Büchern zu interessanten Themen zu recherchieren. Wir werden unsere ortsansässige Bücherei integrieren, online herausfinden, ob das gewählte Buch verfügbar ist, die Bücher aus der Bücherei organisieren und so bereits bei der Themenfindung die Möglichkeiten von Internet und Medienwelt nutzen. Wenn die Lesekisten erstellt sind, werde ich den Schülern die Möglichkeit aufzeigen, ihren jeweiligen Beitrag zum Buch entweder als Textdokument und oder als Podcast oder Minifilm in unseren Klassenwiki zu integrieren. Hierzu werde ich den Schülern zeigen, wie dies technisch funktioniert und die Schüler entscheiden lassen, welche Form der Veröffentlichung sie wählen wollen. Selbstverständlich entscheiden sich die Schüler für ihre Form der Veröffentlichung selbst und nur wer einen Podcast oder einen Film drehen möchte, darf dies, mit Absprache der Eltern auch tun.
Welche Chancen und Herausforderungen können sich ergeben?
Da ich das Szenario bisher nur fiktiv erstellt habe, ist es mir nicht möglich jedwede Chance und Herausforderung abzusehen. Ich möchte in diesem Zusammenhang gerne auf die Stellungnahme des Grundschulverbandes verweisen: Digitale Mündigkeit beginnt in der Grundschule, die mir sehr wichtig ist und die ich als Grundlage meines Handelns sehe. Es wird deutlich, dass Lehrkräfte eine große Aufgabe zu bewältigen haben, derer sie sich stellen müssen.
Konkret für mein Unterrichtsvorhaben sind folgende Chancen und Herausforderungen zu sehen:
Chancen:
- hohe intrinsische Motivation
- individuelle Ergebnisse des/der Einzelnen werden gemeinsam (Wiki) veröffentlicht
- Binnendifferenzierung
- zeitgemäß und zukunftsorientiert
- Sensibilisieren für Faktenwissen möglich und nötig - in Abgrenzung zum Meinungsaustausch
- gleichzeitiges Arbeiten in unterschiedlichem Tempo und auf unterschiedlichem Niveau möglich
Herausforderungen:
- Rechtsproblematiken, was darf man veröffentlichen, was nicht?
- technische Hürden, da ich mit sehr jungen Kindern arbeiten werde (Durchschnittsalter 9 Jahre)
- neues Wissen für die Lehrkraft, die sich selbst einarbeiten und gemeinsam mit den Kindern lernen muss, zeitintensiv und Neuland
- Angst vor Fehlern
- Angst vor dem Neuen auf Seiten der Lehrkräfte, Eltern, Schulgemeinde
- Vertrauen auf Seiten der Eltern an die Schule und auf Seiten der Lehrkraft an ihre Schüler
- Beschränkung auf kindgerechte Seiten - technische Hürden